Underexposed – underdeveloped – cheap dramas – damned black lines

Hinter diesen Schlagwörtern verbirgt sich das wohl informativste, beeindruckendste und nachhaltigste Seminar, das die “Schwarz/Weiss-Arbeitsgemeinschaft Süd“ seit ihrer Gründung 1998 erlebt hat. Keine geringeren als Michael A. Smith und Paula Chamlee aus den USA konnten wir für den Event gewinnen. So berühmte Namen einmal persönlich kennen lernen zu dürfen, ist wohl vergleichbar mit einem 6er im Lotto. Die Beiden sind auf Europatournee und wie ist auf ihrer Homepage zu lesen? „Workshops in Worcester (UK), Paris (France), Gochsheim (Germany), Florence (Italy) and Overseas Workshop in Iceland.

Sie wurden bei einem Besuch in Brüssel im letzten Jahr auf unsere “AG” aufmerksam und haben sich angeboten, ihren „Vision & Technique Workshop“ bei uns zu halten. In kürzester Zeit war er ausgebucht. Am Wochenende 25.-27. Juni 2010 war es dann so weit, Gochsheim war wieder einmal das Zentrum der klassischen Schwarz/Weiß-Photographie. Passend dazu der weiß/blaue Himmel, neun motovierte, wissenshungrige und lernwillige Teilnehmer und dann unsere beiden Photographen. Am Freitagmittag gegen 13.30 Uhr trafen Paula und Michael mit ihrem vollgepackten Auto ein. Es wurden noch vorbereitende Arbeiten erledigt und dann ging es schon zur Sache. Die Beiden wollten unsere mitgebrachten Werke begutachten, um unseren Leistungsstand zu erfahren. Es wurde kein Kommentar von Ihnen dazu abgegeben. Michael hinter vorgehaltener Hand: „A very active group. Very, very good pictures!“ Dann zeigten sie uns ihre mitgebrachten Bilder, alles Kontaktkopien 8x20inch oder vom 6x6 bis 8x10inch – wechselweise Michael/Paula – und stellten ihre Arbeitsweise und Bücher vor. Die Workshopteilnehmer wurden stiller und stiller. Beim Anblick ihrer Negative war dann nur noch Schweigen; deren Qualität war umwerfend! Bis spät in den Abend ging es und alle waren gespannt auf den nächsten Tag.

Der Samstag war ausgefüllt mit der Visualisierung von Motiven, dem aktiven Fotografieren, Belichtungsmessung – Paula und Michael machten parallel ihre ersten Pinholebilder und beteiligten sich dadurch an dem Projekt „Pinhole auf Reisen“. Die örtliche Presse kam und fragte, lauschte, notierte und war begeistert. Dann zeigte uns Michael seine Vorgehensweise beim Printen von Kontaktkopien auf seinem mitgebrachten und mitentwickeltem Kontaktpapier im Amidol-Entwickler unter Verwendung eines elektronischen Metronoms (dieser Metronom führte zu einem köstlichen Ereignis am Sonntag früh) und Paula krönte den Abend mit der Negativentwicklung von 8x10inch-Negativen unter Sichtkontrolle und dem Pyro A+B+C-Entwickler in der Schale. Erst spät in der Nacht fanden wir bei einem Bier und Glas Wein die Möglichkeit einer „Nachbetrachtung des Tages“. Bei den Teilnehmern machte sich Schlaflosigkeit breit und Udo brachte es auf den Punkt: „Das Stendhal Syndrom ergreift einen!“ Was das ist? Es darf „gegoogelt“ werden und dann versteht Ihr vielleicht!

Am Sonntag waren dann erneut unsere Bilder gefragt. Von Paula und Michael wurden dann alle unsere Bilder sehr ausführlich von den beiden besprochen und viele Hinweise gegeben, die wir in dieser Form noch nie so ausführlich erlebt haben. Die oben genannten Schlagwörter wurden geboren: Welcher Entwickler? PMK? Oh boy!! Unterentwickelt – also, was ist zu tun? Unterbelichtet – wie geht ihr vor? Was macht ihr beim Bildaufbau? Was machen die Bildecken? Wo sind die Schwärzen? Wo der Rhythmus? Apropos Rhythmus – hier gab es eine beispielhafte Erklärung von Michael, wie er zum Rhythmus in seinen Bildern gefunden hat! Was gibt es für kleine Schwächen in unseren Bildern, was ist mit den schwarzen Umrandungen und was sollen die „billigen Effekte“ in den Bildern? Ja, da ging es so richtig zur Sache und ein jeder Teilnehmer bekam ein „Päckchen“ mit nach Hause – ob mehr positiv oder einen Tick negativ, das bleibt unser Geheimnis!

Auf jeden Fall war es ein erlebnisreiches/ergebnisreiches und harmonisches Wochenende mit zwei Photographen-Persönlichkeiten, welches unvergessen bleibt. Aber auch Paula und Michael waren sehr zufrieden mit uns und würden gerne wiederkommen! Sie werden auf Island eine Woche Workshop haben und dann 7 Wochen auf eigene Faust Island durchstreifen und photographisch aktiv sein. Die Gemütlichkeit bleib während dieser 2 ½ Tage leider etwas hintenan – es war schlicht und einfach keine Zeit dazu aber alle sind glücklich und zufrieden! 
 
Udo Hobert und Rüdiger Horeis

Das Schweinfurter Tageblatt berichtete wie folgt.