Helmut Hirler

Die weite Welt (Text Horst Klöver)

Helmut Hirler steht in einer ungebrochenen Tradition mutiger Pioniere, deren Ziel es durch die Jahrhunderte war, das Fremde und Schöne der Erde zu beschreiben. Als die Fotografie in der Mitte des 19. Jahrhunderts reisefähig wurde, lief sie wortreichen Berichten den Rang ab, ergänzte oder ersetzte diese durch den Augenschein von Landschaften und Kulturen. Dafür nahmen nun auch die Fotografen große Strapazen auf sich, gingen mit Forschern auf jahrelange Expeditionen oder reisten allein, um bei ihrer Rückkehr die Daheimgebliebenen mit ihren Entdeckungen in Erstaunen zu versetzten. Die Unikate und Vergrösserungen der Fotografien dieser Zeiten werden heute hoch gehandelt.

Strecken, die heute für den weltgewandten Fotografen Helmut Hirler eher kurz sind, etwa vom heimatlichen Allgäu zu den Burgen Spaniens, legt er mit dem Motorrad zurück, die Panoramakamera im Rucksack. Doch auch die immer neue Suche nach weit entlegenen Natur- und Kulturlandschaften reizt ihn. Der Schriftsteller Paul Theroux könnte ihm aus der Seele sprechen: "Das ist die beste Stimmung für einen Aufbruch: Ich war bereit, ich war für alles zu haben; erst später, wenn man unterwegs ist, merkt man, dass die größte Entfernung die größte Illusion weckt und dass Alleinreisen sowohl Vergnügen als auch Last ist"*. Der Fotograf Hirler erzählt in Panoramabildern von seinen langen, einsamen Touren. Oft zieht es ihn in südliche Gefilde, die asiatisch-pazifische Region ist eines seiner Hauptziele. Aber auch den Waldlandschaften seiner süddeutschen Heimat gibt er Raum; fast gleich den großen Wüsten, versteckten Flusstälern und ehrwürdigen asiatischen Tempelanlagen in seinem Werk, das mit regelmäßigen Ausstellungen, Buch- und Kalendereditionen geehrt wird.

Einen weiteren Anker seines Lebens und Schaffens hat Helmut Hirler in Neuseeland geworfen, seine Bilder werden auch hier von hochrangigen Galerien gezeigt. Der wahre Grund seiner Liebe zu Neuseeland liegt aber nicht nur im Erfolg, sondern auch im Naturell des Künstlers: Er beschreibt als das Beste an einem "Jahrhunderttag" mit der Kamera unter freiem Himmel, dass er allein war, "kein Mensch weit und breit." Eine Erfahrung, die man in Mitteleuropa selten macht - in Neuseeland ist sie möglich. So auch in Island, Teilen Zentralspaniens und all den Gegenden unberührter Natur, die Hirler unermüdlich durchreist. "Die unbekannte Landschaft ist Grund genug, sie aufzusuchen"* lautet auch eine Losung von Paul Theroux.

Für seine fotografischen Reisen in neue Gefilde nimmt sich Helmut Hirler viel Zeit, wie zuletzt das ganze Jahr 2007. Im Gepäck hat Helmut Hirler eine besondere Kamera. Die schwere Technorama mit dem Negativformat 6x17 cm bannt  Bilder in kaum zu übertreffender Brillanz auf den Schwarzweiss-Film, gerade mal vier Aufnahmen pro Rolle. Oft verwendet er Infrarotmaterial und ausgefeilte Filterkombinationen, um den Landschaften die stark empfundene Dramatik wiederzugeben. So überhöht Hirler die Begegnung mit der Natur in seinen Aufnahmen, führt den Dialog in der Dunkelkammer fort und übergibt das in feinsten Grautönen ausgearbeitete Bild erst dann, wenn es wirklich spricht. Es soll berichten von solitärer Wanderschaft durch weite Landschaften und deren Schönheit. Das Wort "naturverbunden" klänge hier fade für Hirlers Hingabe, es dringt etwas viel stärkeres durch die Oberflächen seiner Fotografien: Die uneingeschränkte Liebe zur sichtbaren Welt.

* Aus: Bruce Chatwin/Paul Theroux, Wiedersehen mit Patagonien, München 1985

Horst Klöver
Berlin 08.08

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